Ausflug an die Ostsee | Motorfluggruppe Zürich MFGZ

Ausflug an die Ostsee


18. September 2019

Ausflug an die Ostsee

Eine kleine Gruppe mit zwei MFGZ-Flugzeugen ging Ende August auf Entdeckungstour im Norden Deutschlands. Die Reise führt auch zu den Anfängen des Raketenbaus, wie der Bericht von André Wiederkehr zeigt.

Der Nav-Flug 6/19 hat uns in die ganz nordöstlichste Ecke von Deutschland geführt. Wir waren eine kleine Gruppe von sechs Piloten mit zwei Flugzeugen. Wie so oft in diesem Jahr waren das Thema Wetter und die Slots in Zürich zentrale Punkte.

Freitag 23.08.2019 – 1. Flugtag

Wie bereits am Briefing erwartet, zeigte sich der Freitag mit hochnebelartiger Bewölkung. Wir hatten den Abflug am Donnerstagabend bereits von 08:20 Uhr auf 10:40 Uhr verschoben, da wir aufgrund der Wetterprognose von geringer Sicht und tiefen Wolken ausgehen mussten. So trafen wir uns entgegen der eigentlichen Planung erst um 09.00 Uhr im GAC, um die letzten Absprachen zu treffen und uns für unseren Flug vorzubereiten.

Um 10:36 Uhr erhielten die beiden Maschinen – die HB-PIV und die HB-CHX – die Rollerlaubnis von Zürich-Apron. Nach den üblichen Roll- und Motorenchecks konnte der Nav-Flug beginnen. Das erste Leg führte uns dabei via Route Echo, Konstanz, Ravensburg nach Leutkirch. Hier waren wir für den Zoll angemeldet. Mit der Landung in Leutkirch war gleichzeitig unsere «schwierigste» Etappe absolviert. Die Wolkenbasis stieg hinter Leutkirch schnell an und bereits vor Nürnberg hatten wir CAVOK.

Aufgrund der verzögerten Abreise in Zürich wurde das Routing gestrafft. Anstelle der Zwischenladungen in Kulmbach (EDQK) und Riesa-Göhlis (EDAU) entschieden wir uns für ein direktes Routing nach Gera-Leumnitz (EDAJ). Mit einer Flugzeit (Block) von 2:02 gehörte dieses Leg zu den längsten an diesem Wochenende. Nach der gemeinsamen Mittagspause erfolgte der weitere Flugweg auf der geplanten Flugroute – via Strausbrerg (EDAY) nach Heringsdorf (EDAH). Während die PIV einen «ländlichen» Flugweg wählte, entschied sich die Crew der Cessna für ein Crossing der CTR von Berline Schönefeld (in West-Ost-Richtung).

Nach dem Tanken und Reinigen der Flugzeuge und deren Nachtsicherung ging es mit einem Taxi nach Kuserow, wo wir unsere Zelte für die nächsten zweit Nächte im Best Western Hotel Hanse Kogge aufschlugen.

Samstag 24.08.2019 – 2. Flugtag

Nach dem Ausschlafen, dem Morgenschwumm und dem gemeinsamen Frühstück holte uns das Taxi kurz nach 09:00 Uhr am Hotel ab. Die Dame vom General Aviation Terminal (GAT) war zum Glück etwas früher da, so dass wir sogleich unsere Landetaxen vom Vorabend und die Übernachtung bezahlen konnten. Um 10:35 Uhr war die erste Maschine bereits wieder in der Luft. Der Küste der Insel Usedom folgend flogen wir mit Heading Nord nach Rügen. Dabei durfte ein Überflug der «grossen Belt» (https://de.wikipedia.org/wiki/Prora) natürlich nicht fehlen. Dieser Bau wurde zwischen 1936 und 1939 erstellt. Man hat dieses Gebäude auch KdF-Seebad Rügen genannt, wobei KdF für «Kraft durch Freude» steht. Hier sollten bis zu 20'000 Menschen gleichzeitig Ferien machen können.

Nach einer Zwischenlandung auf Rügen (EDCA) flogen wir – mit Schwimmwesten ausgerüstet – über das Meer nach Lolland Falster Maribor (EKMB) auf der Insel Lolland in Dänemark. Am Flugplatz war ziemlich Betrieb. Der Flugplatz scheint ein Mekka für Fallschirmspringer zu sein. Wie wir während unserer «Mittagspause» sehen konnten, war auch die dänische Nationalmannschaft der Fallschirmspringer hier am Trainieren.

Hier trennten sich nun die Flugwege unserer beiden Maschinen. Die Piper Archer flog von Lolland Falster Maribor (EKMB) direkt nach Barth (EDBH) und Peenemünde (EDCP), wo wir als Crew gemeinsam zwei kleine Elektroautos (1 Sitzplatz und 2 Sitzplätze) mieteten um ins Historische-Technische Museum Peenemünde zu gelangen. Zu Zeiten des 2. Weltkrieges war Peenemünde das Zentrum für die Erforschung der Raketentechnik. Wernher von Braun, der spätere Chef der NASA (National Aeronautics and Space Administration), entwickelte hier im Auftrag der Wehrmacht die Raketentechnik, welche es später den Russen und Amerikanern ermöglichte in den Weltraum zu gelangen.

Die Cessna-Crew entschied sich für eine Umrundung von Mecklenburg-Vorpommern. Aus Lolland kommend «wagten» Sie den Sprung über den «grossen Belt» um auf dem Grassflugplatz Grube (EDHB) die nächste Zwischenlandung zu machen. Via dem Waren-Vielist Airport – ebenfalls ein Grasflugplatz mit einer Piste von 800 Metern am Rande der Müritzer Seenplatte – flog diese Crew zurück zum Nachtlager in Heringsdorf.

Gegen 18:00 Uhr waren beide Crews in Heringsdorf wieder vereint. Die Rückfahrt zum Hotel verzögerte sich leider, da der Linienflug der Lufthansa die Aufmerksamkeit das gesamten anwesenden Personal des Flughafens benötigte. So war das Tanken erst nach einer Wartezeit von rund 45 Minuten möglich. Dies ermöglichte uns aber die Landetaxe und die Übernachtung für die kommende Nacht zu bezahlen.

Sonntag 25.08.2019 – 3. Flugtag

Am Sonntag war die Tagwache etwas früher, wollten wir doch gegen 16:30 Uhr in Zürich landen – vor der Slotsperre. So wurden wir bereits um 08:15 Uhr vom Taxi abgeholt. Das GAT öffnet leider erst um 10:00 Uhr. Die Leute vom Turm liessen uns aber freundlicherweise bereits kurz vor 09:00 Uhr zu unseren Flugzeugen. So konnten wir frühzeitig unsere Flugzeuge aus der Nachtsicherung lösen und das Reisegepäck verstauen. Bereits um 09:12 rollten die beiden Flugzeuge zur Rollbahn. Das erste Leg führte uns dabei nach Schönhagen (EDAZ). Dabei entschieden sich beide Crews für ein Crossing der CTR Tegel (und Schönefeld). Diesmal von Nord nach Süden.

Überraschenderweise trafen wir in Schönhagen einen alten Freund – die Crew der HB-DBI. Diese lieben Freunde verbrachten ein privates Weekend in Berlin und machten sich gerade für den Abflug nach Zürich bereit. Nachdem wir eine kurze Pause – leider ohne Stärkung im Flugplatzrestaurant – verbracht hatten, brachen wir zum letzten Flugleg des gesamten Nav-Fluges auf. Um Zeit zu sparen flogen wir auf direktem Weg nach Niederstetten (ETHN). Niederstetten ist ein Militärflugplatz der Deutschen Luftwaffe. Hier sind vor allem die Helikopter NH90 stationiert. Am Wochenende wird der Flugplatz von zwei Privatpersonen betrieben. Wir konnten im «Flugplatzrestaurant» Kaffee und Kuchen geniessen. Wer über die Mittagszeit komme, erwarte im Sommer Steak vom Grill. Ich kann also einen Ausflug nach Niederstetten nur empfehlen.

Wer genügend früh den Zoll bestellt, kann auch am Wochenende direkt in die Schweiz fliegen. Gegen 15:00 Uhr brachen wir alle zusammen gemeinsam auf um auf direktem Weg nach Zürich zu fliegen. Der Weg führte uns östlich an Schwäbischhall und Stuttgart in Richtung Schweiz. Während unserer «Mittagspause» bauten sich direkt im Osten zahlreiche Gewitter auf. Die Informationsfrequenz von Langen Information wandelte sich von der «Warn-Frequenz» (Trafic-Information) zur Wetterstation. Zahlreiche Piloten wünschten aktive Wetter- und Flugwegberatung vom diensttuenden Kontroller. Dies war für uns sehr spannend, welchen tollen Service die beiden Kontroller den einzelnen Piloten geboten haben.

Während die Gewitter im Norden und Osten immer stärker wurden, beruhigte sich das Wetter auf unserem Flugweg zusehends. So konnten wir bei bestem Sommerwetter zur geplanten Slotzeit in Zürich landen.

Dank

Zum Schluss möchte ich mich bei allen Bedanken welche zum guten Gelingen beigetragen haben. Auf der einen Seite waren das die beiden Crews der HB-PIV und HB-CHX. Auf der anderen Seite meinem Fluglehrerkollegen Martin Bosshard. Ich denke wir haben ein schönes Wochenende verbracht und konnten die Kameradschaft im kleinen Kreise geniessen.


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