Alpenflug-Training | Motorfluggruppe Zürich MFGZ

Alpenflug-Training


8. Oktober 2019

Alpenflug-Training

Der letzte Nav-Flug des Jahres führte mit einer Cessna und einer Piper nach Italien und Österreich. Wortwörtlicher Höhepunkt war die Landung auf dem Gebirgsflugplatz Passo Tonale.

Bericht von André Wiederkehr | Fotos: Philippe Vanin

Es sind nur wenige Tage vorüber und schon haue ich wieder in die Tasten. Nach dem Bericht über den Navigationsflug Mecklenburg-Vorpommern steht nun der Bericht zum letzten Navigationsflug der MFGZ 2019 an. Unter dem Titel «Alpenflugtraining» hat Tilman Koschnik einen sehr spannenden 6. Navigationsflug zusammengestellt. Darüber berichte ich gerne. Der Nav-Flug 6/2019 war zugleich der erste Nav-Flug in einer neuen Zeitrechnung – die Zeitrechnung nach der massiven Verschlechterung der VFR-Slotregelung in Zürich.

Samstag 14.09.2019 – 1. Flugtag

Obwohl das TAF vom Freitagabend eine Nebelwahrscheinlich von «prob40» am Flughafen Zürich prognostizierte, entschieden wir uns für das Zusammentreffen um 07:30 LT am Samstag. Unsere Entscheidung war richtig, denn beim Eintreffen am Flughafen herrschte goldenes Herbstwetter.

Nach einer kurzen Begrüssung durch Til und einigen Absprachen sowie der zwingend notwendigen Density-Berechnung für Samedan begaben wir uns frühzeitig zu unseren Flugzeugen. Aufgrund der Teilnehmerzahl und der Präferenzen der Teilnehmer waren die HB-CKG (Cessna 172) und die HB-PIV (Piper Archer) für diesen Nav-Flug eingeplant.

Die Flugzeuge wurden im Reservationssystem entgegengenommen, der obligate Outside-Check gemacht, das Gepäck verladen und die Treibstofftanks gefüllt. Von Osten zogen langsam Nebelschwaden über den Platz. Wir beeilten uns, denn wir wollten Kloten noch vor dem weiteren Ausbreiten der Nebeldecke verlassen. Mit Unterstützung von Oliver, dem Chef der MFGZ-Flugschule, hatten wir eine Ausnahmebewilligung für zwei Starts vor 09:00 Uhr erhalten. Diese Chance wollten wir natürlich unbedingt nutzen.

Kurz vor 09:00 Uhr war es dann soweit. Die beiden Flugzeuge starteten innerhalb von wenigen Minuten von der Piste 28. Auf der Route Sierra und Whisky verliessen wir die CTR, um in der Region Affoltern am Albis, bzw. über dem Zürichsee, durch die wenigen noch vorhandenen Wolkenlöcher über die sich ausbreitende Bewölkung zu steigen. Nach wenigen Minuten Flugzeit fühlten wir uns wie von Reinhard Mey im Lied im «Über den Wolken» – denn übern den Wolken war die Freiheit (und die Sicht) grenzenlos.

Während die Kollegen von der HB-CKG den Flugweg via Prättigau-Davos-Flüelapass wählten, flog die HB-PIV via Chur-Lenzerheide über den Albula nach Samedan (LSZS). Am Funk wurden wird dabei von einer uns allen bekannten Stimme empfangen – Fänky war einmal mehr in Samedan im Einsatz.

Nach dem Bezahlen der Landetaxen und dem Besprechen des weiteren Flugweges ging es zurück zu unseren Maschinen. Die Triebwerke wurden wieder gestartet und wir rollten zum Start. Natürlich durfte bei diesem traumhaften Wetter eine Platzrunde mit «Touch and Go» in Samedan nicht fehlen. Anschliessend flogen wir in Richtung Zernez, um über den Ofenpass, das Val Mustair und das Vinschgau nach Bolzano (LIPB), unserem nächsten Zwischenstopp, zu gelangen.

Hier wurden die Tanks der Maschinen wieder gefüllt und schon ging es in Richtung Süden bzw. Trento weiter. Unser Ziel war Asiago (LIDA), wo wir zum Mittagessen verabredet waren. Asiago ist ein Flugplatz, welcher auf einer Hochebene in rund 1140 Meter Höhe liegt. Die Piste ist 1120 Meter lang und verläuft in Ost/West-Richtung (der Anflug erfolgt in östliche Richtung, während der Abflug dann nach Westen geht).

Während dem gemütlichen Mittagessen musste auch gerechnet werden. Unsere nächste Destination –  Passo Tonale (TNTON) – benötigte nochmals eine genaue Berechnung der Leistung unserer Fluggeräte. Auch musste die Start- und Landetechnik sowie das Verhalten in Notfällen für diesen speziellen Platz besprochen werden, so dass allen an Board das richtige Verhalten in Erinnerung gerufen wurde.

Michi war auf der HB-PIV der fliegende Pilot zum Passo Tonale. Er wählte dabei ab Asiago ein Flug in westliche Richtig, so dass wir im Süden vom Flughafen Trento in Richtung Reiff (am Lago di Garda) flogen. Von dort ging es in Richtung Madonna di Campiglio (Sankt Maria im Pein). Von Madonna di Campiglio aus ist man dann in wenigen Flugminuten am Passo Tonale. Wir entschieden uns für einen Anflug des Passes in einer Höhe von 7600 ft. Somit 500 ft über dem Downwind, welcher sich in einer Höhe von 7’100 ft befindet. Dies ermöglichte ein sicheres Erkunden des Flugplatzes.

Unsere Kollegen von der HB-CKG waren zu diesem Zeitpunkt – nach mehrfachen Überflügen des Landefeldes zwecks Sichtkontrollen – im Endanflug auf das Flugfeld von Tonale. Nach dem wir über Funk einen Pistenzustandsbericht und Windinformationen erhalten hatten, setzten auch wir unseren Anflug auf die 1'050 Meter lange Gras/Kiespiste fort und landeten wie zuvor mehrfach besprochen auf den letzten 700 Meter der Piste sicher und problemlos (Rwy 25). Die ersten 150 Meter der Piste 25 sind eben (bzw. haben keine Neigung), die nächsten 200 m steigen um 15 % an und die letzten 700 m steigen dann noch mit 2 % an (deshalb auch die Landung erst auf dem Plateau).

Vor dem einmaligen Alpenpanorama mussten wir alle ein paar unvergessliche Bilder schiessen, bevor es wieder ans Briefing ging. Auch der Abflug wollte nochmals im Detail besprochen werden.

Wichtiger Hinweis: Passo Tonale ist ein Spezialflugplatz. Dieser darf nicht von jedermann angeflogen werden. Man muss Mitglied im Verein Associazione Italiana Piloti di Montagna" (AIPM) sein. Flugplätze über 1600m AMSL dürfen in Italien grundsätzlich nicht angeflogen werden. Es gibt aber eine Ausnahmebewilligung für AIPM-Mitglieder im Rahmen von Schulflügen (was unser Flug ja war) oder um das MOU Rating aktiv zu halten. Vor dem Flug nach Tonale braucht es eine schriftliche Ankündigung z. Hd. des Flugplatzes Trento und nach der Landung dann noch eine schriftliche Landemeldung (alles per Mail). Weiter lag uns natürlich auch die Bewilligung vom Ops-Chef der MFGZ vor, dass wir diese Landung überhaupt mit Club-Flugzeugen ausführen durften. Und zum Schluss bedarf es einiger Flugerfahrung und viel Berechnung, damit der Flug auch sicher ausgeführt werden kann.

Von Tonale aus begaben wir uns zur Destination Zell am See (LOWZ), wo die Übernachtung stattfinden sollte. Dabei war es naheliegend, dass wir nach dem Crossing des Luftraums von Bolzano nicht den einfachen Flugweg über den Brennerpass wählten, sondern uns die naheliegenden Dolomiten anschauen gingen. Via Lienz flogen wir auf der Westseite des Grossglockners durch das Tauerntal nach Mittersill, von wo es im Direktanflug nach Zell am See nur noch ein kurzer Flugweg war.

Nach dem «grossen Parkdienst» an unseren Flugzeugen und einem kurzen Apéro am Flughafen fuhren wir zum Hotel. Der Zimmerbezug war schnell erledigt und um 20:00 Uhr sassen wir beim gemeinsamen Nachtessen im Dorfkern von Zell am See. Interessante Gespräche rundeten unseren Tag ab.

Sonntag 16.09.2019 – 2. Flugtag

Obwohl uns von allen Seiten traumhaftes Herbstwetter angekündigt wurde, zeigte ein Blick aus dem Hotelzimmer ein anderes Bild. Der Flugplatz Zell am See war zwar in der Sonne, aber vor allem in Richtung Norden war eine Hochnebelschicht aufgezogen. Beim Meteobriefing am Frühstückstisch nutzen alle Teilnehmer die mitgenommenen Tablet-Computer, um anhand von Web-Kameras zu überprüfen, ob wirklich alle GAFOR-Routen um Zell am See herum geschlossen sind.

Schnell zeigte sich, dass ein Flug nach Mariazell wohl nicht möglich sein würde. So entschieden wir uns kurzfristig für einen Flug nach Niederöblarn (LOGO). Unterwegs nutzten wir die aufreissende Nebelschicht für Abkreisübungen. Von Niederöblarn wählte unsere Crew einen Flug via Grundsee, Hallstätter See und dem Wolfgangsee. Von dort flogen wir via Berchtesgaden am Kaisergebirge vorbei nach St. Johann in Tirol. Dort war der Mittagshalt eingeplant.

Nach der Stärkung im Gartenrestaurant flogen wir nach Wörgl im Inntal. Dort holten wir am Funk die Bewilligung für das Crossing des Luftraums des Flughafens Innsbruck ein. Über den Holzleitenpass und über den Fernpass flogen wir nach Ehrwald, so sich vor uns die Zugspitze erhob – der höchste Berg von Deutschland. Von dort war es nur noch eine kurze Strecke zu unserem Zollflugplatz Reutte-Höfen (LOIR). Wie in Buochs befindet sich zwischen dem Downwind/Gegenanflug und dem Flugplatz Reutte ein Berg, welcher die Sicht auf den Flugplatz verhindert. Der starke Ostwind im Tal und die rasch wechselnden Windverhältnisse forderten die beiden Crews im Endanflug nochmals ziemlich. Schnelle Reaktion war gefragt.

Für eine Kaffeepause war leider keine Zeit mehr. Nach dem Bezahlen der Gebühren und der Zollabfertigung mussten wir los. Zürich schliesst am Wochenende für unsere Flugzeuge neu bereits um 16:50 Uhr. Spätere Slots gibt es keine mehr. Via Füssen – wo wir das Schloss Neuschwanstein anschauten – flogen wir zurück in die Schweiz. Querfeldein ging es an Obersdorf, Dornbirn, Sankt Gallen und Lommis vorbei nach Zürich. Beim Reporting Point Echo 2 noch zwei Holdings und dann war die Reihe an uns, um in den Endanflug der Piste 28 einzudrehen.

Geplante Flugzeit gemäss Ausschreibung: 8 Stunden. Effektiv geflogene Flugzeit: HB-CKG 08:01 / HB-PIV 08:01 – wenn man das hätte planen wollen…..

Zum Schluss bleibt mir nur noch eines – mich bei allen zu bedanken. Tilman hat einen sehr spannenden und abwechslungsreichen Flug organisiert. Wir genossen die Kameradschaft im kleinen Kreis. Weiter hat die Maintenance uns zwei tadellose Maschinen bereitgestellt. Nicht zu vergessen ist Oli, welcher für diesen Flug Spezial-Slots organisierte, so dass dieses Programm überhaupt erst möglich wurde.

Damit ist meine Berichterstattung über die Nav-Flugsaison 2019 abgeschlossen. Ich bedanke mich bei allen, welche diese Flüge überhaupt möglich gemacht haben.


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